Abschiedsworte von Pfarrer Frank Couard

Liebe Gemeinde,

mittlerweile wissen wohl alle Bescheid, dass ich die Pfarrstelle wechseln werde. Das hat viele sehr überrascht und geschockt, da mein Wechsel schon nach relativ kurzer Zeit erfolgt.

Wie auch bekannt ist, hatten meine Frau und ich einen sehr schweren Verkehrsunfall, an dessen Folgen meine Frau wohl ihr Leben lang leiden wird. Als meine letzte Pfarrstelle in Klein-Gerau auf eine halbe Stelle reduziert wurde, musste ich mir einen neuen Wirkungskreis suchen. Den fand ich hier bei Ihnen. Mit der Hoffnung, dass meine Frau bald wieder arbeiten gehen kann, sind wir zu Ihnen aufs Land gekommen, weil ich sehr gerne in überschaubaren Gemeinden arbeite.

Wir sind sehr herzlich von Ihnen aufgenommen worden und haben uns hier sehr wohl gefühlt, weil wir uns von beiden Kirchengemeinden sehr getragen fühlen. Und das hat uns beiden sehr gut getan.

Leider hat sich der Gesundheitszustand meiner Frau nicht gebessert. Vor zwei Jahren wurde sie in den Vorruhestand versetzt. Das hat uns sehr mitgenommen. Unser Leben besteht seit dem Unfall einerseits aus meiner Arbeit als Pfarrer, in welche sich meine Frau, so gut es ihre Gesundheit erlaubt, einbringt und andererseits aus unzähligen Arztbesuchen und Therapiemaßnahmen, die jeweils meine Anwesenheit erfordern, da auch das Autofahren für meine Frau psychisch sowie physisch sehr belastend ist.

Wir merkten immer mehr, dass diese Umstände auf Dauer nicht mehr zumutbar sind. Daher beschlossen wir nach sehr langem Überlegen, dass ich mir einen neuen Wirkungskreis suchen muss.

Den habe ich nun in der Kirchengemeinde Seulberg, einem Stadtteil von Friedrichsdorf, direkt neben Bad Homburg gefunden. Hier sind die Wege zu den Ärzten und Therapiemaßnahmen nicht weit, die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist besser, so dass meine Frau nicht immer auf mich angewiesen ist.

Das war eine sehr schwere Entscheidung und den Weg bis dahin haben wir uns nicht leicht gemacht. Ob sie die richtige war, wissen wir, wenn wir dort sind. Wir hoffen es sehr. Für uns heißt es wieder umziehen und sich in dem neuen Umfeld eingewöhnen. Für mich bedeutet es aufs Neue, mich in der neuen Gemeinde einzufinden, gerade jetzt, wo ich so richtig in Ihren Gemeinden heimisch geworden bin. Das ist nicht leicht.

Wir mussten schmerzlich erfahren, dass das Leben es oft anders mit uns meint, als wir es uns wünschen, vorstellen und planen.

Schweren Herzens werden wir Langstadt und Schlierbach und viele Menschen zurücklassen, die uns lieb geworden sind. Unser Abschied wird uns ganz bestimmt nicht leicht fallen. Mein Dienst in Seulberg beginnt zum 01. April 2011, trotzdem werde ich den jetzigen Konfirmandenjahrgang in beiden Gemeinden noch zur Konfirmation führen.

Da dort das alte Pfarrhaus abgerissen wurde und derzeit ein Neubau erstellt wird, werden wir bis zur Fertigstellung voraussichtlich im Sommer 2011 noch in Langstadt wohnen. Jetzt heißt es auch Bilanz über meine dreieinhalb Jahre Dienst in Langstadt und Schlierbach zu ziehen. Mein Bestreben war und ist es, mit den Menschen zu leben, sie in Freud und Leid zu begleiten und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass ihre Kirchengemeinde für sie Heimat ist. Dass wir nicht alleine, sondern gemeinsam mehr bewegen können. Wenn mir das in meiner kurzen Zeit gelungen sein sollte, bin ich dank Gottes Hilfe sehr froh und dankbar darüber.

Vieles ist mir gelungen. Manches, was ich mir vorgenommen hatte, leider nicht. Das große Bedauern über meinen Weggang, welches mir in unzähligen Gesprächen zuteil wurde, zeigt mir, dass meine Arbeit doch Früchte getragen hat. Und das tut mir sehr gut. Meine Frau und ich werden sicherlich die Verbindung nicht vollständig abreißen lassen, auch in der Erinnerung und in Gedanken an wunderbare Menschen bleiben wir herzlich verbunden.

Ich wünsche Ihnen allen eine gute und gesegnete Zeit und hoffe sehr, dass die Vakanz nicht allzu lange andauert und Sie bald wieder einen neuen Pfarrer oder eine Pfarrerin begrüßen können.

Ihr Pfarrer Frank Couard